Über unseren Bestand

Die Altbestände

Die Altbestände der EAB standen ursprünglich fast ausschließlich in den Klo­sterbibliotheken des Paderborner Landes. Der größte Teil davon stammt aus der Jesuitenbibliothek und dem ehemaligen Kloster Abdinghof (Benediktiner), wei­tere Teile kommen aus der ehe­mals großartigen Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstifts Böddeken (bei Paderborn), aus der benediktinischen Reichsab­tei Corvey, dem Zisterzienserinnenkloster Wor­meln und von den Paderborner Kapuzinern. Das Ende der Klöster und damit auch ihrer Bibliotheken kam mit der Säkularisation ab 1802/03. Die ersten Jahre da­nach waren für die Bibliotheken verheerend. Sie wurden zwar zum Teil in­ventarisiert, verblieben aber meist lange noch in den verlassenen Klöstern und vermo­derten oder wurden geplündert.

 

In Paderborn bot sich als Auffangstation für die Reste der Klosterbibliotheken das soge­nannte Universitätshaus an, in dem sich auch die Bibliothek der ehe­maligen Jesuitenuniversität, die sogenannte Bi­bliotheca Theodoriana, die nach dem Gründer der Universität, dem Fürstbischof Theo­dor von Fürstenberg (1585-1618), benannt ist. Hier wurden die übriggebliebenen Klosterbücher inte­griert. Die Bibliothek selbst wurde in den Räumen des Gymnasium Theodoria­num aufgestellt.

 

Im Jahre 1913 kamen die philosophischen und theologischen Bestände der Bi­bliotheca Theodoriana sowie die Handschriften und Inkunabeln vom Gymnasium in die noch junge Akademische Bibliothek und wurden inner­halb dieser Biblio­thek zum zentralen Altbestand.

Die Handschriften

Die zweifellos wertvollsten Bestände der EAB sind neben den Inkunabeln die Hand­schriften. Die älteste Hand­schrift bringt uns bis in die Karolingerzeit zu­rück; es ist das soge­nannte „Corveyer Evangeliar“, das um das Jahr 840 viel­leicht noch im französischen Mutterkloster Corveys, Corbie, geschrieben wurde. Das Ende der Handschriftenzeit markiert das „Abdinghofer Graduale“, das im Jahre 1507 in dem Paderborner Benediktinerklo­ster entstand. Zwischen diesen beiden markanten Bänden sind vor allem die großartig illumi­nierten Hand­schriften aus Böddeken zu nennen, die an die bedeutende Buch- und Biblio­thekskultur dieses Au­gustiner-Chor­herrenstiftes in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erinnern. Die Gesamtzahl der Handschriften beträgt rund 1000 Stück, davon etwa 140 mittelalterliche.

Die Inkunabeln

Eine besondere Gruppe des Altbestandes stellen die Inkunabeln dar. Sie sind ne­ben den Handschriften die wertvollsten Bestände der EAB. Insgesamt sind rund 750 Titel vorhanden, die im „Paderborner Inkuna­belkatalog“ (1993) (mit Ergänzungsheft 1998) erschlossen sind.

 

Markante Stücke des Inkunabelbestandes sind ein halbes Pergamentblatt aus ei­ner Gutenbergbibel sowie eine komplette niederdeutsche Kölner Bibel von 1477/78 (Besitz des Paderborner Franziskanerklosters, als Depo­situm in der EAB), deren Holzschnitte durchgehend koloriert sind, ebenso wie die des reich illustrierten Stun­denbuchs, gedruckt von Adrian van Liesfeld im Jahre 1494.

 

Wie die Handschriften weist auch eine Reihe von Inkunabeln im Bereich der In­itialenmalerei bemerkenswerte Illuminationen auf. Besonders sei hingewiesen auf die König-David-Miniatur aus Böddeken in der Glossa Ma­gistralis des Pe­trus Lombardus (1478).

Die historischen Archive

Die EAB verwaltet neben ihren Bibliotheksbeständen auch Archivmaterialien. Neben der Bibliothek des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn, steht auch das Vereinsar­chiv in der EAB. Es handelt sich dabei um mehr oder weniger zufällig zusammenge­kommene Schriftstücke, die jedoch von den Vereinsvorständen und Mitgliedern mit großer Aufmerksamkeit und viel Gespür für die Bedeutung in der Landesgeschichts­schreibung zusammengetragen wurden. Rund 100 Regalmeter Handschriften und Ak­ten sowie etwa 2000 Originalurkunden aus dem 12. bis 18. Jahrhundert kamen auf diese Weise in den Besitz des Vereins. Zum Archivbestand des Vereins zählt auch eine Sammlung von rund 450 historischen Landkarten und eine Graphiksammlung, insbesondere Kupferstiche.

 

Des weiteren ist das Archiv des Paderborner Studienfonds zu nennen. Bei Aufhebung des Jesuitenordens wurde ein Fonds mit den Vermögenswerten der Jesuiten gebildet, um aus den Erträgen des Fonds den Lehrbetrieb der Universität aufrecht zu erhalten, daher der Name Studienfonds. In das Archiv dieses Fonds kamen zunächst alle Ver­waltungsunterlagen des Paderborner Jesuitenkollegs, die sich vor allem auf den um­fangreichen Landbesitz in und um Paderborn herum beziehen, dann aber auch die wissenschaftlichen Hinterlassenschaften der Patres sowie die Tagebücher der Rek­toren des Kollegs und der Universität. Nach der Säkularisation nahm das Studien­fondsarchiv für die Archivalien der Paderborner Klöster die gleiche Funktion wahr wie die Bibliothek für die Klosterbücher. Es diente als Auffangstation für die Mate­rialien, die nicht in andere preußische Archive, etwa nach Münster, verbracht wur­den. Der Gesamtumfang beläuft sich auf etwa 80 Regalmeter Handschriften und Ak­ten, dazu kommen noch rund 1500 Originalurkunden des 12. bis 18. Jahrhunderts.